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    Start Alles über den Hannoveraner

    Der Hannoveraner

    Anfänge der Zucht

    Die Anfänge der gezielten Zucht lassen sich bis in das 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Der Hannoveraner wurde für die Landwirtschaft und für den Militärdienst gehalten und gezüchtet. Pferdezucht in Hannover war eine wesentliche Existenzgrundlage der Bauern. Großen Einfluss hat hier die Gründung des Landgestütes 1735, mit der die zentrale Registrierung von Bedeckungen und Abfohlungen eingeführt wurde.

    Stutbuchgründung

    Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden vermehrt Vollblut- und englische Halbbluthengste zur Veredelung des "Hannöverschen Pferdes" eingesetzt. Nach 1870 erfolgte die Konsolidierung der Zucht unter Berücksichtigung der einheimischen Stämme, bei der die Kutsch- und Militäreignung des Hannoveraners im Vordergrund stand. In diese Zeit fällt die Gründung des Hannoverschen Stutbuches 1888, dem Vorgänger unseres heutigen Verbandes.

    Verbandsgründung

    Die Gründung des Verbandes hannoverscher Warmblutzüchter 1922 durch den Zusammenschluss der Züchter schaffte die Voraussetzung für eine zentral gelenkte, einheitliche züchterische Bearbeitung und Auswertung aller erfassten Zuchtvorgänge.

    Während in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen besonderer Wert auf die Nutzung in der Landwirtschaft gelegt wurde, kam es nach dem zweiten Weltkrieg zur Umstellung und Neugestaltung der Hannoveraner Zucht.

    Vor allem durch den Einsatz von Trakehnern und Vollblütern wurde der Hannoveraner erneut veredelt und zu dem, was er heute ist: ein rittiges, edles, großliniges und korrektes Warmblutpferd, das als Sport und Freizeitpartner auf der ganzen Welt geschätzt wird.

    Das Zuchtziel

    Gezüchtet wird der Hannoveraner als Rasse mit besonderer Eignung für den Reitsport. Es werden Pferde angestrebt, die auf Grund ihrer inneren Eigenschaften, der Rittigkeit, ihres äußeren Erscheinungsbildes, des Bewegungsablaufs, der Springveranlagung und der Gesundheit ideale Leistungs- und Freizeitpferde sind.

    Auf dieser Grundlage wird die Zucht von Pferden mit einer Schwerpunktveranlagung für eine der Disziplinen Dressur, Springen oder Vielseitigkeit angestrebt. Für die jeweils zweite Leistungsanlage (Dressur/Springen) werden Mindestanforderungen verlangt.

    Mit den oben genannten Eigenschaften wird auch die Zucht von Pferden angestrebt, die außerdem Qualitäten für den Fahrsport haben.

    Die Rasse

    Der Hannoveraner ist eine der bedeutendsten Pferderassen der Welt. Mit rund 19.000 eingetragenen Zuchtstuten und über 400 Hengsten nimmt Hannover weltweit eine Spitzenposition ein und hat darüber hinaus maßgeblichen Einfluss auf viele andere Warmblutzuchten.

    Pferde mit dem hannoverschen Schenkelbrand sorgen vor allem als Sportler in den Arenen dieser Welt für Aufsehen. Olympiasieger, Welt- und Europameister im Dressur-, Spring- und Vielseitigkeitssport stammen aus Niedersachsen und sind die besten Botschafter für die Qualität und Leistungsfähigkeit der Hannoveraner. Im Freizeitbereich erfreuen sich unsere Pferde ebenfalls immer größerer Beliebtheit. Schaufenster der Zucht sind die beliebten Verdener Auktionen.

    Selektionsstufen

    Die wichtigsten Selektionsstufen für Hengste sind die Hengstkörung sowie die Hengstleistungsprüfung. Für Stute sind Stutbuchaufnahme, Stutenschauen sowie Zuchtstutenprüfungen vorgesehen.

    Auf den Informationen aus den Selektionsstufen basiert die Hannoveraner Zuchtwertschätzung der Hengste.


    Die Charakteristik des Hannoveraners

    Innere Eigenschaften

    Erwünscht: Intelligenz, guter Charakter (umgänglich, aber sensibel, unkompliziert), gutes Temperament (ausgeglichen, nervenstark, wach), hohe Leistungsbereitschaft (lernfähig, mutig und einsatzfreudig), hohes Leistungsvermögen. Letzteres bezieht sich auf Pferde, die auf Grund ihrer körperlichen Voraussetzungen und ihrer inneren Eigenschaften ihre Leistungsveranlagung voll ausschöpfen können.
    Unerwünscht: schlechter Charakter, ungünstiges Temperament, geringe Leistungsbereitschaft sowie Stalluntugenden.

    Rittigkeit

    Erwünscht: ein Pferd, das bei guter Maultätigkeit willig und aufmerksam an den Hilfen steht, gelassen mit dem Reiter zusammenarbeitet und diesem ein gutes Sitzgefühl vermittelt. Es soll sich aus aktiver Hinterhand und bei elastisch schwingendem Rücken im natürlichen Gleichgewicht bewegen, Takt, Losgelassenheit, Anlehnung, sollen erkennbar sein.

    Unerwünscht: Bewegungsabläufe nicht im Takt, Bergabtendenz in der Bewegung, fester Rücken, Unrittigkeit, schwieriges Temperament.

    Äußere Erscheinung

    Farbe: Gezüchtet werden Pferde mit den vier Grundfarben Fuchs, Rappe, Braun und Schimmel.

    Größe: Angestrebt wird ein Endmaß um einen Mittelwert von 165 cm (Stockmaß)

    Rasse und Geschlechtstyp

    Erwünscht: Typ des modernen, edlen und leistungsbereiten Sportpferdes in unterschiedlichem Kaliber; Adel, große Linien, klare Konturen, trockene Textur, plastische Bemuskelung, deutlicher Geschlechtsausdruck.

    Unerwünscht: zu kleine oder zu große Pferde, grobe Körperteile, plumpe, derbe und kurzlinige Typen, geschlechtsloser Ausdruck, verschwommene Konturen.

    Kopf

    Erwünscht: edel und trocken, d.h. ohne viel Unterhautgewebe; Größe dem Körper entsprechend; großes, aufmerksames Auge mit offenem, ruhigem Blick, große Nüstern, deutlich ausgeprägte Maulspalte, leichte Ganasche.

    Unerwünscht: ein im Verhältnis zum Körper übergroßer Kopf, Ausdruckslosigkeit, Ramsnase, Hechtkopf, Schafskopf, kleines, verdecktes Auge, viel Weiß im Auge, Fischauge, starke Ganaschen, hängende Ohren, starke Gebissmängel.

    Hals

    Erwünscht: genügend lang, günstig bemuskelt, Verjüngung zum Kopf hin, leichte und bewegliche Verbindung zwischen Hals und Kopf (leichtes Genick), in etwa rechtwinklig auf Schulter aufgesetzt mit nach oben gewölbter Kammlinie mit deutlicher Bemuskelung.

    Unerwünscht: zu tief oder zu hoch angesetzter Hals, fehlerhafter Muskelansatz, zu langer oder zu kurzer Hals, fehlende Verjüngung des Halses zum Kopf hin, breites Genick, Unterhals, Bretthals, Schwanenhals, Hirsch- oder verkehrter Hals, Speckhals.

    Schulter und Sattellage

    Erwünscht: lange, schräge Schulter, markanter, weit in den Rücken Reichender Widerrist, hinter Widerrist leicht nach unten Geschwungene Rückenlinie.

    Unerwünscht: flache, steile, kleine Schulter, kurzer, flacher, steiler, zu hoher, vorgelagerter Widerrist, gerader, nach oben gewölbter oder matter Rücken.

    Rahmen

    Erwünscht: Rechteckmodell, langbeinig, großrahmig und Geschlossen mit harmonischer Oberlinie, d.h. gut angesetzter Hals, schräge Schulter, langer Widerrist, genügend langer Rücken, breite, gut bemuskelte Lende. Lange, geneigte, muskulöse Kruppe, Aufteilung des Rumpfes etwa gleichlang in Vorhand, Mittelhand und Hinterhand, genügend Brusttiefe bei geschlossener Flanke.

    Unerwünscht: kurzlinig, kurzbeinig, sehr langer, sehr kurzer Rücken, vorgetiefte, matte oder horizontale Oberlinie, Senkrücken, Karpfenrücken, offene oder stramme Niere, kurze, gerade, zu hohe (überbaute) Kruppe, sehr hoher Schweif, zu wenig Flankentiefe.

    Vordergliedmaßen

    Erwünscht: Von der Seite gesehen soll ein vom Mittelpunkt des Schulterblattes auf die Standfläche gefälltes Lot Unterarm, Vorderfußwurzel und Röhrbein halbieren und dicht hinter dem Ballen auf den Boden treffen. Von vorne gesehen sollen die Vordergliedmaßen eine senkrechte Achse bilden und parallel zueinander stehen. Trockenes, gut bemuskeltes Vorderbein mit genügender Stärke, ausgeprägte Gelenke, elastische, mittellange Fessel. Winkel der Fessellinie zum Erdboden: ca. 45-50 Grad, harte, in passendem Verhältnis zur Größe des Pferdes stehende Hufe von symmetrischer Form und gleicher Winkelung, Vorderwand bildet mit Erdboden am Vorderhuf Winkel von ca. 45-50 Grad.

    Unerwünscht: mangelnde Bemuskelung, sämtliche Fehlstellungen wie Vorbiegigkeit, Rückbiegigkeit, Vorständigkeit, Rückständigkeit, Achsenverschiebung, steile, bodenweite, bodenenge, zehenweite und zehenenge Stellung, schmale, geschliffene, wenig ausgeprägte Gelenke, alle Veränderungen von Knochen, Gelenken oder Sehnen, zu kurze oder zu lange Fessel, zu weiche oder zu steile Fesselung, sämtliche fehlerhafte Hufformen wie Bockhuf, Zwanghuf, Tellerhuf, enger, spitzer, stumpfer, weiter Huf, flache Trachten.

    Hintergliedmaßen

    Erwünscht: Von der Seite gesehen soll bei geschlossener Aufstellung eine am Sitzbeinhöcker bzw. am Rumpfende angelegte Senkrechte an der hinteren Kante der Hinterröhre entlang laufen. Korrekte Stellung, d.h. von hinten gesehen, sollte ein vom Sitzbeinhöcker auf die Standfläche gefälltes Lot Sprunggelenk, Hinterröhre, Fessel und Huf in zwei gleiche Hälften teilen. Trockene, ausgeprägte Gelenke, breit eingeschientes Sprunggelenk, elastische und mittellange Fesselung, Winkel der Fessellinie zum Erdboden ca. 50 - 55 Grad.

    Unerwünscht: sämtliche Fehlstellungen wie unterständige und rückständige Stellungen, Säbelbeinigkeit, Kuhessigkeit, Fassbeinigkeit, bodenenge, bodenweite, zehenenge, zehenweite Stellung, steile Hinterhand mit stumpfgewinkeltem Sprunggelenk, weiche Fesselung, Bärentatzigkeit, kleine oder fehlerhaft ausgebildete Gelenke wie z.B. Hasenhacke und Spat, Veränderungen an Sehnen und Knochen.

    Schweifhaltung

    Erwünscht: ein gerade und gut getragener Schweif

    Unerwünscht: ein schiefer, ein eingeklemmter und/oder wippender Schweif.

    Bewegungsablauf

    Korrektheit des Ganges

    Erwünscht: von vorne und hinten gesehen gerader Gang bei regelmäßiger Stellung.

    Unerwünscht: sämtliche Unkorrektheiten wie z.B. bügelnder Gang, unregelmäßige Stellungen, drehende Gelenke.

    Trab

    Erwünscht: deutlicher Antritt, taktmäßig (2-Takt) mit Kadenz, hoher Grad an Schwung, Elastizität, Raumgriff und im Gleichgewicht, gut winkelnde Hinterbeine treten mit Schub unter den Schwerpunkt, deutliche Tätigkeit der Rücken- und Schenkelmuskulatur, Vorhand bewegt sich bergauf mit guter Schulterfreiheit.

    Unerwünscht: taktunrein, stumpf, wenig raumgreifend, schwunglos, flach, schwankend.

    Galopp

    Erwünscht: taktmäßig (3-Takt), Schwung, Elastizität, Raumgriff, im Gleichgewicht, jeder Sprung soll energisch rund aus hebelnder Hinterhand erfolgen, deutliche Bergaufgaloppade, unter Schwerpunkt springende Hinterhand.

    Unerwünscht: taktunrein, wenig raumgreifend, stumpf, flach, schwunglos, ungenügend durchgesprungen.

    Schritt

    Erwünscht: taktreine und gleichmäßige Fußfolge im Viertakt, raumgreifend, fleißig und elastisch schreitend, im Gleichgewicht.

    Unerwünscht: passartig, taktunrein, ungleichmäßig, kurz, fest und kraftlos.

    Springveranlagung

    Erwünscht: geschicktes, vermögendes und überlegtes Springen, erkennbare Gelassenheit und Intelligenz; sich deutlich aufnehmend und schnell abfußend beim Absprung, ausgeprägt schnelles Anwinkeln der Gliedmaßen, aufgewölbter Rücken bei deutlich hervortretendem Widerrist und abwärts gebogener Halsung mit sich öffnender Hinterhand (Bascule), Fluss der Bewegung und Rhythmus des Galopps sollen erhalten bleiben.

    Unerwünscht: wenig Vermögen, unkontrolliertes oder Unentschlossenes Springen ohne Rhythmus, hängende Beine, hohe Nase über dem Sprung, weggedrückter Rücken.

    Gesundheit

    Erwünscht: Pferde, die frei von Erbkrankheiten und anderen gesundheitlichen Mängeln sind, die die Zuchttauglichkeit oder die Eignung als Reitpferd beeinträchtigen.


    Quelle: www.hannoveraner.com

     
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